Das Stadtmuseum besitzt eine einzigartige Sammlung von rund 2.000 Zeichnungen jüdischer Kinder. Die Arbeiten entstanden im Unterricht des Malers Julo Levin (Mitglied des Jungen Rheinland, geb. 1901 in Stettin, ermordet 1943 in Auschwitz), der von 1936 - 1941 an verschiedenen jüdischen Schulen als Zeichenlehrer beschäftigt war, darunter von 1936 - 38 an der Jüdischen Volksschule in Düsseldorf.
Levins Motiv zur Anlage der Sammlung ist in der bereits vor dem Ersten Weltkrieg einsetzenden kunsttheoretischen und kunstpädagogischen Diskussion um „Kinderkunst“ und kindliche Kreativität zu suchen. Vor seiner Deportation nach Auschwitz konnte Levin die Zeichnungen seiner Freundin Mieke Monjau – der Frau seines engen Freundes, des Malers Franz Monjau – übergeben, die die Zeichnungen über die letzten Jahre des Nationalsozialismus gerettet hat. Einen Teil der Sammlung hatte Levin bereits zuvor seinem Freund, dem Düsseldorfer Maler Carl Lauterbach, geschenkt. Ein kleines Konvolut nahm Levins Schwester Else bei ihrer Emigration nach England 1939 mit. Seit Anfang der 1980er Jahre sind die Zeichnungen durch Ankauf und Schenkung in die Sammlungen des Stadtmuseums gelangt.
Die Ausstellung präsentiert die Kinderzeichnungen in ihrem zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext mit Werken u. a. der Klassischen Moderne von Otto Dix, George Grosz, Paul Klee, Fernand Léger, Max Pechstein und Pablo Picasso sowie ausgewählten Beispielen der Gegenwart. Informationen, Fotografien und Dokumente zu Levin, der Jüdischen Volksschule und den Biografien der jüdischen Kinder können an Info-Stationen recherchiert werden. Die ermittelten Biografien der Schulkinder zeigen exemplarisch Lebensläufe jüdischer Menschen und Familien in der Zeit des Nationalsozialismus von Emigration, Flucht, Ausweisung, den so genannten Kindertransporten nach England bis hin zu Deportation und Ermordung in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Neben den biografischen Angaben lassen sich an den Info-Stationen auch erweiterte Angaben über das Konvolut der Kinderzeichnungen recherchieren; dieses Angebot besteht über e-museum - erstmalig für eine Sonderausstellung - auch im Internet. Die Zeichnungen sind hierzu mit einem QR-Code gekennzeichnet.
QR-Code zur Ausstellung. |
100 Zeichnungen werden in diesem Blog nun der Öffentlichkeit präsentiert. In der Ausstellung "Zeichnungen von Kindern und Künstlern" im Stadtmuseum werden die Zeichnungen sieben Gruppen zugeordnet. In den nächsten Wochen werden wir die sieben Kategorien mit Exponaten vorstellen. Heute starten wir mit der ersten Kategorie:
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, Februar 1937. Die am 1. Mai 1914 geborene Lore G. verzog am 26. August 1939 nach Wuppertal-Elberfeld.
Gesichter
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, Februar 1937. Selma R. war die Tochter von Max und Sophia R., geborene K. Die Familie wohnte in der Hohestraße 8. Selma ist am 20. Juli 1939 mit einem "Kindertransport" nach England gekommen. Ihre Eltern wurden am 10. November 1941 nach Minsk deportiert.
KünstlerIn: Cilli Gellert (geb. 08.01.1925) Titel: Pirat Maße: (aus Restaurierung): 27,5 x 21,1 cm Material/Technik: Wasserfarbe, Grafitstift auf Papier Datierung: ohne Jahr Objektnummer: SMD.C 10341 |
KünstlerIn: Karl K. Titel: Mann mit Hut und Pfeife, Vase Maße: (aus Restaurierung): 30,8 x 23,5 cm Material/Technik: Wasserfarbe, Grafitstift auf Papier Datierung: ohne Jahr Objektnummer: SMD.C 10314 |
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, 1937 + 1938. Heinz J. wurde am 16. Mai 1924 geboren. Seine Geschwister waren Karola (geboren am 7. September 1927) und Jakob J. (geboren am 25. Mai 1929 in Düsseldorf). Heinz ist am 30. Mai 1939 "unbekannt verzogen".
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, Juni 1937 + März 1938. Rudi
Straus wurde am 19. Februar 1927 als Sohn der Eheleute Leo und Else
Straus, geborene Rösche, geboren. Sein Vater stammte aus Gedern in
Hessen, seine Mutter aus Berlin. Seine Zwillingsschwestern Gisela und
Inge kamen am 24. September 1923 in Krefeld zur Welt. Rudi war nach dem im Ersten Weltkrieg gefallen Bruder von Leo Straus benannt. Die gesamte Familie emigrierte am 21. Juni 1938 in die USA.
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, 1937. Ernst
Wolfs Eltern waren der Kaufmann Julius Wolf, geboren am 6. Mai 1889 in
Rommerskirchen, und Meta Wolf, geborene Kaufmann, geboren am 7. Juni
1896 in Dortmund. Seine Schwester war Hella Wolf, geboren am 8. Mai 1924
in Düsseldorf. Sie wohnten 1938 in der Luegallee 40. Seine Schwester Hella wurde am 5. Juni 1938 in der Synagoge eingesegnet. Er emigrierte am 26. August 1938 mit seinen Eltern und seiner Schwester nach New York/USA.
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, 1936 + 1937. Die
am 2. März 1926 geborene Helene T. war die Tochter von Pinkus T.,
geboren am 13. Dezember 1889 und dessen Ehefrau Fella T., geboren am 13.
Oktober 1892.
Am 28. Oktober 1938 aus Düsseldorf deportiert an die deutsch-polnische Grenze, ist die Familie am 31. Juli 1939 nach Lodz verzogen. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert.
Am 28. Oktober 1938 aus Düsseldorf deportiert an die deutsch-polnische Grenze, ist die Familie am 31. Juli 1939 nach Lodz verzogen. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert.
KünstlerIn: H. K.?, V. Klasse Titel: Maske Maße: (aus Restaurierung): 24,2 x 29,5 cm Material/Technik: Wasserfarbe, Grafitstift auf Papier Datierung: 1937 Objektnummer: SMD.C 10309 |
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule, Februar 1937. Genaue Informationen zu H. K. sind leider nicht zu ermitteln.
Objektbeschreibung: Kunstunterricht Julo Levin Düsseldorf, Private Jüdische Volksschule.
Günther Cahn wurde am 17. August 1925 in Düsseldorf als zweites Kind der Eheleute Hermann und Johanna Cahn, geb. Herz, geboren. Sein Vater stammte aus Beckrath bei Rheydt, seine Mutter aus Düsseldorf. Sein Bruder Helmut war am 25. August 1923 in Düsseldorf zur Welt gekommen. Die Familie wohnte auf der Bilker Allee 136. Später zogen sie um in die Martinstraße 73. Nach der Pogromnacht 1938 beschlossen seine Eltern, Günther und seinen Bruder mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu schicken. Günther Cahn verließ Düsseldorf am 27. März 1939. Während des Krieges wurde er als "feindlicher Ausländer" von Großbritannien nach Canada deportiert. Dort lebt er auch heute noch. Seine Eltern wurden am 10. November 1941 ins Ghetto von Minsk deportiert und dort ermordet.
Günther Cahn wurde am 17. August 1925 in Düsseldorf als zweites Kind der Eheleute Hermann und Johanna Cahn, geb. Herz, geboren. Sein Vater stammte aus Beckrath bei Rheydt, seine Mutter aus Düsseldorf. Sein Bruder Helmut war am 25. August 1923 in Düsseldorf zur Welt gekommen. Die Familie wohnte auf der Bilker Allee 136. Später zogen sie um in die Martinstraße 73. Nach der Pogromnacht 1938 beschlossen seine Eltern, Günther und seinen Bruder mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu schicken. Günther Cahn verließ Düsseldorf am 27. März 1939. Während des Krieges wurde er als "feindlicher Ausländer" von Großbritannien nach Canada deportiert. Dort lebt er auch heute noch. Seine Eltern wurden am 10. November 1941 ins Ghetto von Minsk deportiert und dort ermordet.
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