Dienstag, 17. Januar 2012

Aus Düsseldorfs Urgeschichte



Das Stadtmuseum Düsseldorf besitzt neben seinen Sammlungsbeständen zur Älteren Stadtgeschichte auch eine umfangreiche archäologische Sammlung. Bedeutende Funde wurden seit der Gründung des Museums 1874 in die Sammlung eingegliedert. Diese Bestände gehen auf die Tätigkeiten bekannter Sammler und Kunsthändler wie Carl Guntrum (1803-1891) und Archäologen wie Constantin Koenen (1854-1929) zurück. So befinden sich in der Sammlung Funde aus dem römischen Gelduba (Krefeld-Gellep) oder aus dem sogenannten „Koenenlager“ im römischen Novaesium (Neuss).
Weiterhin unternahm das Museum bereits früh eigene Grabungen im Düsseldorfer Stadtgebiet oder wurde über Funde bei Bauarbeiten rechtzeitig informiert, so dass noch Untersuchungen an der Fundstelle unternommen werden konnten. Überregionale Beachtung erlangten die Grabungen des Museums auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Germania in Düsseldorf-Stockum, bei denen seit 1928 ein frühmittelalterliches Reihengräberfeld untersucht werden konnte. 

Glockentummler aus Düsseldorf-Stockum.
 
Ausgewählte Objekte der Sammlung werden zur Zeit archäologisch untersucht und digitalisiert. Die Auswahl der Objekte erfolgte anhand ihrer archäologischen Bedeutung für Düsseldorf und der Region. Zudem sollte die Zeitspanne von der Steinzeit bis ins Mittelalter anhand der Funde abgedeckt werden.

Bearbeitung der Objekte.

Nach einer Aufarbeitung und Auswertung der zahlreichen Funde der archäologischen Sammlung wird es zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein, weitergehende Aussagen zur Besiedlung Düsseldorfs und der umliegenden Region von der Steinzeit bis zum Mittelalter zu treffen.


Aufgrund von Baumaßnahmen ist die archäologische Sammlungspräsentation im Moment  für die Öffentlichkeit geschlossen. An dieser Stelle sollen daher vorab einige Objekte kurz vorgestellt werden, die exemplarisch die Bedeutung der archäologischen Sammlung aufzeigen.


Axt aus Düsseldorf-Oberbilk, Arminstraße

Bei der Axt handelt es sich um eine sogenannte Rössener Arbeitsaxt mit medialen, leicht ovalen Schaftloch (Typ "Axt der donauländischen Beile" nach K. H. Brandt 1967). Die Axt ist vollständig überschliffen. Die Unterseite ist im Bereich des Schaftloches großflächig antik abgesplittert. Die Axt wurde mehrfach nachgearbeitet. Geräte dieser Art datieren ins Mittelneolithikum (Rössener Kultur). Sie gelten als begehrtes Tauschobjekt Jäger und Sammler Gruppen nördlich der Lößverbreitung mit neolithischen Siedlern. Der bislang bekannte geographisch nächst gelegene Fundplatz der Rössener Kultur (Grube mit Keramik) liegt in Düsseldorf-Golzheim.
Maße: Länge: 10,4 cm, Breite: 4,7 cm, Dicke: 3 cm; Gewicht: 254 g
Inv. Nr. smd.A 6001
Literatur: unveröffentlicht. – zum Thema: K. H. Brandt, Studien über steinerne Äxte und Beile der jüngeren Steinzeit und der Stein-Kupferzeit in Nordwestdeutschland. Münstersche Beiträge zur Vorgeschichtsforschung 2 (Hildesheim 1967).

Axt aus Düsseldorf-Oberbilk.

Armspirale aus Düsseldorf-Rath (Aaperwald, Hügel e)

Armspirale mit dachförmigem Querschnitt und leichter Mittelrippe. Die auseinander gezogene Spirale hat 10 Wicklungen. Das Stück gehört zu dem Typ der Armspiralen mit dachförmigen Querschnitt nach I. Richter 1970. Datiert wird der Typ in eine jüngere Stufe der mittleren Bronzezeit. Armreife gehören zur bronzezeitlichen Tracht von Frauen.
Fundumstände: Das Objekt wurde als Grabbeigabe in einem Hügelgrab in der Flur Aaperwald entdeckt, das zu Anfang des 20. Jahrhunderts untersucht wurde. Beifunde: zusammen mit einer weiteren Armspirale (Inv. Nr. smd.A 6002) und "19 Scherben, 4 Feuersteinabschlag, Feuersteinartefakt, Glättstein, Reibstein".
Fundzeitraum: 1910. Finder/Sammlung: Grabung Dr. Weynand (Grabung des Museums).
Maße: Länge: 13 cm, Durchmesser: 6,2 cm, 0,2 cm Querschnitt, Gewicht: 124 g
Inv. Nr. smd.A 267
Literatur: Th. Ruppel, Urgeschichte Jungsteinzeit und Vorrömische Metallzeiten. In: H. Weidenhaupt (Hrsg.), Düsseldorf. Geschichte von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert Bd. 1. Von der ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis 1614) (Düsseldorf 1988).

Armspirale aus Düsseldorf-Rath.
Urne aus Düsseldorf-Lohausen

Es handelt sich um eine braun-gelbliche Urne mit Fingertupfenzier auf dem Umbruch, wenig unterhalb des Randes. Dieser ist leicht nach außen gewölbt. Die Urne besitzt eine gedrungene Form (leicht schultrige Hochform). Der Boden ist als Standfuß ausgearbeitet. Das Gefäß weist gerauhte Oberfläche auf (Rauhtopf). Eine Magerung bleibt unklar. Im Gefäß fand sich menschlicher Leichenbrand und eine eisenzeitliche Randscherbe. Der Leichenbrand wurde von PD Dr. J. Orschiedt, Düsseldorf, untersucht (Januar 2012). Demnach ist nur wenig aussagekräftiges Material vorhanden. Es handelt sich um aller Wahrscheinlichkeit nach um die Knochen eines Juvenilen oder jungen Erwachsenen. Identifiziert wurde ein Rippenfragment, ein Kieferbruchstück und das Fragment eines Gelenkendes. Der Erhaltungszustand der restlichen Knochen verhindert eine genaue Bestimmung. Eine Geschlechter-bestimmung war nicht möglich. Die Knochen weisen Spuren einer homogenen Brenntemperatur von etwa 800° C auf.
Fundumstände: Bei Gartenarbeiten 0,8 m unter der Oberfläche bei den Sanddünen "Leuchtenberger Kirchweg" gefunden. Fundzeitraum: 1934. Finder/Sammlung: Dr. Hunecke. Fundzeitraum:. Finder/Sammlung: Übergabe an das SMD.
Maße: Höhe: 12,5-13,5 cm, Durchmesser Mündung: 16 cm, Bauch: 17 cm, Boden: 8 cm, Gewicht: 835 g; Leichenbrand: 27 g.
Inv. Nr. smd.A 6003
Literatur: A. Marshall et al., Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes (Neustadt a. d. A. 1954).

Urne aus Düsseldorf-Lohausen mit Leichenbrand.

Leichenbrand aus Düsseldorf-Lohausen während der Bestimmung.



Scheibenfibel aus Düsseldorf-Oberkassel

Nur die goldene Zierplatte ist erhalten. Unterkonstruktion und Nadelkonstruktion fehlen. In der Mittelzelle sind kreuzförmig 4 kleine Zellen angeordnet, wovon eine noch mit einer Einlage aus rotem Glasfluss versehen ist. Versetzt dazu sind 4 größere, tropfenförmige Zellen mit Einlagen aus blauem bzw. rotem Glasfluss (je 2 im Wechsel) angebracht. Zwischen den Zellen finden sich Verzierungen bzw. Ornamente in Form von einfachen und tordierten Golddrähten auf einer dünnen Goldplatte (Typ Fib 2.1 nach F. Siegmund 1998). Es ist keine enge Parallele zu dieser Fibel bekannt.
Fundumstände: Lesefund auf dem Grundstück Hansaallee 60, ehemals Grabfund (Frauengrab); Gräberfeld "Oberkassel 142"; RAB-Nummer: 2098/001.
Beifunde: Zusammen mit diversen Funden und Skelettresten in 1,3 m Tiefe ohne wissenschaftliche Untersuchung geborgen.
Fundzeitraum: 06.04.1902. Finder/Sammlung: Arbeiter der Fabrik Josef Kronenberg. Kauf/Schenkung: Übergabe der Objekte durch den Unternehmer Josef Kronenberg an Constantin Koenen. Die Sammlung Koenen bildet einen wichtigen Bestandteil der archäologischen Abteilung des Museums.
Maße: Durchmesser: 4 cm, Gewicht: 11 g
Inv. Nr. smd.A 6008
Literatur: F. Siegmund, Merowingerzeit am Niederrhein. Die frühmittelalterlichen Funde aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf und dem Kreis Heinsberg. Rheinische Ausgrabungen 34 (Bonn 1998).

Scheibenfibel aus Düsseldorf-Oberkassel.

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