Das
Stadtmuseum Düsseldorf besitzt neben seinen Sammlungsbeständen zur Älteren
Stadtgeschichte auch eine umfangreiche archäologische Sammlung. Bedeutende
Funde wurden seit der Gründung des Museums 1874 in die Sammlung
eingegliedert. Diese Bestände gehen auf die Tätigkeiten bekannter Sammler und
Kunsthändler wie Carl Guntrum (1803-1891) und Archäologen wie Constantin Koenen
(1854-1929) zurück. So befinden sich in der Sammlung Funde aus dem römischen
Gelduba (Krefeld-Gellep) oder aus dem sogenannten „Koenenlager“ im römischen Novaesium
(Neuss).
Weiterhin
unternahm das Museum bereits früh eigene Grabungen im Düsseldorfer Stadtgebiet
oder wurde über Funde bei Bauarbeiten rechtzeitig informiert, so dass noch
Untersuchungen an der Fundstelle unternommen werden konnten. Überregionale
Beachtung erlangten die Grabungen des Museums auf dem Gelände der ehemaligen
Ziegelei Germania in Düsseldorf-Stockum, bei denen seit 1928 ein
frühmittelalterliches Reihengräberfeld untersucht werden konnte.
Glockentummler aus Düsseldorf-Stockum. |
Ausgewählte Objekte der Sammlung werden zur Zeit
archäologisch untersucht und digitalisiert. Die
Auswahl der Objekte erfolgte anhand ihrer archäologischen Bedeutung für
Düsseldorf und der Region. Zudem sollte die Zeitspanne von der Steinzeit bis
ins Mittelalter anhand der Funde abgedeckt werden.
Bearbeitung der Objekte. |
Nach
einer Aufarbeitung und Auswertung der zahlreichen Funde der archäologischen
Sammlung wird es zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein, weitergehende
Aussagen zur Besiedlung Düsseldorfs und der umliegenden Region von der
Steinzeit bis zum Mittelalter zu treffen.
Aufgrund von Baumaßnahmen ist die archäologische Sammlungspräsentation im Moment für die Öffentlichkeit geschlossen. An
dieser Stelle sollen daher vorab einige Objekte kurz vorgestellt werden, die
exemplarisch die Bedeutung der archäologischen Sammlung aufzeigen.
Axt
aus Düsseldorf-Oberbilk, Arminstraße
Bei
der Axt handelt es sich um eine sogenannte Rössener Arbeitsaxt mit medialen,
leicht ovalen Schaftloch (Typ "Axt der donauländischen Beile" nach K.
H. Brandt 1967). Die Axt ist vollständig überschliffen. Die Unterseite ist im
Bereich des Schaftloches großflächig antik abgesplittert. Die Axt wurde
mehrfach nachgearbeitet. Geräte dieser Art datieren ins Mittelneolithikum
(Rössener Kultur). Sie gelten als begehrtes Tauschobjekt Jäger und Sammler
Gruppen nördlich der Lößverbreitung mit neolithischen Siedlern. Der bislang
bekannte geographisch nächst gelegene Fundplatz der Rössener Kultur (Grube mit
Keramik) liegt in Düsseldorf-Golzheim.
Maße:
Länge: 10,4 cm,
Breite: 4,7 cm,
Dicke: 3 cm;
Gewicht: 254 g
Inv.
Nr. smd.A 6001
Literatur:
unveröffentlicht. – zum Thema: K. H. Brandt, Studien über steinerne Äxte und
Beile der jüngeren Steinzeit und der Stein-Kupferzeit in Nordwestdeutschland.
Münstersche Beiträge zur Vorgeschichtsforschung 2 (Hildesheim 1967).
Axt aus Düsseldorf-Oberbilk. |
Armspirale
aus Düsseldorf-Rath (Aaperwald, Hügel e)
Armspirale
mit dachförmigem Querschnitt und leichter Mittelrippe. Die auseinander gezogene
Spirale hat 10 Wicklungen. Das Stück gehört zu dem Typ der Armspiralen mit dachförmigen
Querschnitt nach I. Richter 1970. Datiert wird der Typ in eine jüngere Stufe
der mittleren Bronzezeit. Armreife gehören zur bronzezeitlichen Tracht von
Frauen.
Fundumstände:
Das Objekt wurde als Grabbeigabe in einem Hügelgrab in der Flur Aaperwald
entdeckt, das zu Anfang des 20. Jahrhunderts untersucht wurde. Beifunde:
zusammen mit einer weiteren Armspirale (Inv. Nr. smd.A 6002) und "19
Scherben, 4 Feuersteinabschlag, Feuersteinartefakt, Glättstein,
Reibstein".
Fundzeitraum:
1910. Finder/Sammlung: Grabung Dr. Weynand (Grabung des Museums).
Maße:
Länge: 13 cm,
Durchmesser: 6,2 cm,
0,2 cm
Querschnitt, Gewicht: 124 g
Inv.
Nr. smd.A 267
Literatur:
Th. Ruppel, Urgeschichte Jungsteinzeit und Vorrömische Metallzeiten. In: H.
Weidenhaupt (Hrsg.), Düsseldorf. Geschichte von den Anfängen bis ins 20.
Jahrhundert Bd. 1. Von der ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis
1614) (Düsseldorf 1988).
Armspirale aus Düsseldorf-Rath. |
Urne
aus Düsseldorf-Lohausen
Es
handelt sich um eine braun-gelbliche Urne mit Fingertupfenzier auf dem Umbruch,
wenig unterhalb des Randes. Dieser ist leicht nach außen gewölbt. Die Urne
besitzt eine gedrungene Form (leicht schultrige Hochform). Der Boden ist als
Standfuß ausgearbeitet. Das Gefäß weist gerauhte Oberfläche auf (Rauhtopf).
Eine Magerung bleibt unklar. Im Gefäß fand sich menschlicher Leichenbrand und
eine eisenzeitliche Randscherbe. Der Leichenbrand wurde von PD Dr. J.
Orschiedt, Düsseldorf, untersucht (Januar 2012). Demnach ist nur wenig
aussagekräftiges Material vorhanden. Es handelt sich um aller Wahrscheinlichkeit
nach um die Knochen eines Juvenilen oder jungen Erwachsenen. Identifiziert
wurde ein Rippenfragment, ein Kieferbruchstück und das Fragment eines Gelenkendes.
Der Erhaltungszustand der restlichen Knochen verhindert eine genaue Bestimmung.
Eine Geschlechter-bestimmung war nicht möglich. Die Knochen weisen Spuren einer
homogenen Brenntemperatur von etwa 800° C auf.
Fundumstände:
Bei Gartenarbeiten 0,8 m
unter der Oberfläche bei den Sanddünen "Leuchtenberger Kirchweg"
gefunden. Fundzeitraum: 1934. Finder/Sammlung: Dr. Hunecke. Fundzeitraum:.
Finder/Sammlung: Übergabe an das SMD.
Maße:
Höhe: 12,5-13,5 cm,
Durchmesser Mündung: 16 cm,
Bauch: 17 cm,
Boden: 8 cm,
Gewicht: 835 g;
Leichenbrand: 27 g.
Inv.
Nr. smd.A 6003
Literatur:
A. Marshall et al., Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen
Landes (Neustadt a. d. A. 1954).
Urne aus Düsseldorf-Lohausen mit Leichenbrand. |
Leichenbrand aus Düsseldorf-Lohausen während der Bestimmung. |
Scheibenfibel
aus Düsseldorf-Oberkassel
Nur
die goldene Zierplatte ist erhalten. Unterkonstruktion und Nadelkonstruktion
fehlen. In der Mittelzelle sind kreuzförmig 4 kleine Zellen angeordnet, wovon
eine noch mit einer Einlage aus rotem Glasfluss versehen ist. Versetzt dazu
sind 4 größere, tropfenförmige Zellen mit Einlagen aus blauem bzw. rotem Glasfluss
(je 2 im Wechsel) angebracht. Zwischen den Zellen finden sich Verzierungen bzw.
Ornamente in Form von einfachen und tordierten Golddrähten auf einer dünnen
Goldplatte (Typ Fib 2.1 nach F. Siegmund 1998). Es ist keine enge Parallele zu
dieser Fibel bekannt.
Fundumstände:
Lesefund auf dem Grundstück Hansaallee 60, ehemals Grabfund (Frauengrab);
Gräberfeld "Oberkassel 142"; RAB-Nummer: 2098/001.
Beifunde:
Zusammen mit diversen Funden und Skelettresten in 1,3 m Tiefe ohne
wissenschaftliche Untersuchung geborgen.
Fundzeitraum:
06.04.1902. Finder/Sammlung: Arbeiter der Fabrik Josef Kronenberg.
Kauf/Schenkung: Übergabe der Objekte durch den Unternehmer Josef Kronenberg an
Constantin Koenen. Die Sammlung Koenen bildet einen wichtigen Bestandteil der
archäologischen Abteilung des Museums.
Maße:
Durchmesser: 4 cm,
Gewicht: 11 g
Inv.
Nr. smd.A 6008
Literatur:
F. Siegmund, Merowingerzeit am Niederrhein. Die frühmittelalterlichen Funde aus
dem Regierungsbezirk Düsseldorf und dem Kreis Heinsberg. Rheinische Ausgrabungen
34 (Bonn 1998).
Scheibenfibel aus Düsseldorf-Oberkassel. |
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